Unser Ansatz
Verantwortungsträger*innen in Kommunen haben jeden Tag mit Konflikten vor Ort zu tun. Auch andere lokale Akteure, wie Polizei, soziale Träger oder ehrenamtlich Engagierte sind oft in kommunale Konflikte involviert und müssen deshalb auch an ihrer Bearbeitung beteiligt werden. Sie alle können auch den Anstoß für Kommunale Konfliktberatung (KKB) geben, von der letztendlich alle profitieren. Voraussetzung ist allerdings immer, dass die kommunale Verwaltungsspitze den Prozess beauftragt.
An wen richtet sich Kommunale Konfliktberatung?
Bürgermeister*innen, Stadträt*innen oder Dezernent*innen in Kommunen kennen die Bedürfnisse und Anliegen in der Stadt oder Gemeinde in der Regel sehr gut. Gleichzeitig sind lokale Akteure immer ein Teil des lokalen Gefüges und damit oft selbst Teil des Konfliktgeschehens. Auch gibt es Situationen, in denen die gewohnten Routinen und Strukturen an ihre Grenzen kommen und Lösungsversuche wirkungslos erscheinen.
Hier hilft eine externe Konfliktberatung, neue Wege zu finden. Unsere Beratungsteams unterstützen dabei, die lokale Gemengelage zu entwirren, einen neuen Blick auf den Konflikt zu gewinnen und die Perspektive von allen Beteiligten besser zu verstehen. Auf dieser Grundlage werden gemeinsame Herangehensweisen an die Konfliktbearbeitung und nachhaltige Strategien für ein harmonisches Zusammenleben in der Kommune entwickelt.
Ablauf Beratungsprozesse
Ein Konfliktberatungsprozess verläuft typischerweise in sieben Schritten:
- Trägerorganisationen und Kooperationspartner*innen bauen wechselseitiges Vertrauen auf, klären die Erwartungen ab und verständigen sich auf ein Beratungsmandat (Kooperationsvereinbarung).
- Einzel- und Gruppengespräche mit Bürger*innen und Akteuren vor Ort sind der erste Schritt zur Analyse. Sie tragen dazu bei, dass sich Akteure ausdrücken können, dass sie gehört werden und ihre Erfahrungen und Sichtweisen in den weiteren Prozess einfließen können.
- Mit Methoden aus dem Instrumentarium der Konfliktanalyse erstellt das Beratungsteam eine Systemische Situations- und Konfliktanalyse (SKA). Sie erfasst Faktoren für lokale Herausforderungen und macht Dynamiken sichtbar.
- Die Systemische Situations- und Konfliktanalyse dient als Basis für die Identifikation von Ressourcen und die gemeinsame Entwicklung von Handlungsoptionen bzw. eines Handlungskonzepts. Hierfür werden gemeinsam angemessene Formate (Workshops, Diskussionsrunden, Arbeitsgruppen) entwickelt und durch die Beratungsteams begleitet.
- Das Handlungskonzept wird mit Akteuren der Stadtgesellschaft diskutiert, abgestimmt und gegebenenfalls erweitert. So wird sichergestellt, dass die Maßnahmen von einer breiten Stadtgesellschaft mitgetragen werden.
- Die Umsetzung der Maßnahmen begleiten die Beratungsteams bei Bedarf mit. Zusätzlich können, wenn notwendig, externe Fachleute für die Umsetzung hinzugezogen werden.
- Die Beratungsteams ziehen sich aus dem lokalen Kontext zurück und bereiten den Prozess nach.
Kommunale Konfliktberatung setzt externe Konfliktberater*innen in Teams von in der Regel zwei Personen für einen begrenzten Zeitraum ein. Der Beratungsprozess wird durch eine lokale Lenkungsrunde aus Entscheidungsträger*innen und für den Prozess relevanten Personen gesteuert.
Unsere Grundsätze
Jede Stadt, jede Gemeinde ist anders. Genauso unterscheiden sich Ausgangslagen, Konfliktthemen und -dynamiken sowie involvierte Organisationen, Gruppen und Personen. Kommunale Konfliktberatung schafft für jede Kommune ein Beratungsangebot, das auf die konkreten Probleme und Bedarfe vor Ort zugeschnitten ist. Unsere Beratungsarbeit wird von fünf Grundsätzen geleitet. Sie stellen die Wirksamkeit und die Qualität unserer Arbeit sicher.
Kommunen sind besondere Konfliktorte. In Städten, Gemeinden und Landkreisen treffen vielfältige (Interessen-)Gruppen aufeinander. Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik gestalten das kommunale Miteinander gemeinsam. Daher nimmt Kommunale Konfliktberatung die kommunale Gesellschaft als Ganzes in den Blick.
Konflikte weisen auf Veränderungen und Anpassungsbedarf hin. Sie zeigen an, dass das Zusammenleben in der Kommune neu gestaltet werden muss. Konflikte sind oft negativ besetzt. Aber wenn wir sie ernstnehmen und sie konstruktiv angehen, liegt ihnen auch eine Chance inne. Eine der Aufgaben Kommunaler Konfliktberatung ist es, Konflikte und auch komplexere Konfliktdynamiken für alle Beteiligten sichtbar und damit bearbeitbar zu machen.
Kommunale Konfliktberatung ist systemisch. Sie lenkt den Blick weg von vereinfachenden Schuldzuschreibungen hin zu multiplen Ursachen und Logiken hinter den Konflikten. Dabei werden Beteiligte aus verschiedenen Bereichen des Systems mit ihren jeweiligen Sichtweisen und Handlungslogiken einbezogen und bei der Suche nach Lösungsansätzen unterstützt. Die Beteiligten bleiben die Expert*innen für ihre eigene Situation und die Bearbeitung ihrer Konflikte.
Kommunale Konfliktberatung gibt keine Lösungen vor. Unsere Berater*innen sind Expert*innen für Konflikte und gestalten passgenaue Prozesse, die lokale Akteur*innen dabei unterstützen, eigene Lösungen zu formulieren.
Allparteilichkeit ist eine professionelle Haltung in der Konfliktbearbeitung. Sie ist verbunden mit der Bereitschaft, allen am Konflikt Beteiligten gleichermaßen zugewandt zu sein. Die Beratungsteams würdigen und wertschätzen die Sichtweisen, Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten und öffnen so Räume für Aushandlung.
Theoretischer Hintergrund
Der systemische Ansatz Kommunale Konfliktberatung greift zurück auf Wissen der Friedens- und Konfliktforschung sowie der Konfliktbearbeitung und Konflikttransformation. Hierzu gehören Erkenntnisse über Konfliktverläufe und -dynamiken sowie darüber, wie lokales Konfliktgeschehen positiv beeinflusst werden kann. Unter anderem sind das:
- Die Arbeiten des österreichischen Konfliktforschers und Ökonomen Friedrich Glasl zu Konfliktdynamik und sein Phasenmodell der Eskalation
- Der umfassende Gewaltbegriff sowie die Arbeiten zum Zusammenhang von Grundbedürfnissen und Konfliktbearbeitungsstrategien von Johan Galtung, dem norwegischen Begründer der Friedens- und Konfliktforschung
- Die Erkenntnisse aus dem seit 1979 an der gleichnamigen US-Universität durchgeführten Harvard Negotiation Project zu interessengeleitetem Verhandeln und Mediation
- Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation sowie das Denken zur Rolle von Gefühlen und Bedürfnissen in Konflikten des US-Psychologen Marshall Rosenberg
- Die Ideen zur Konflikttransformation, wie sie etwa Diana Francis oder Jean Paul Lederach ausgearbeitet haben
Unsere Qualitätssicherung
Die oben genannten fünf Grundsätze der Kommunalen Konfliktberatung verdeutlichen, wie und mit welcher Haltung unsere Berater*innen vor Ort arbeiten und an welchen Theorien und Prinzipien sich Kommunale Konfliktberatung orientiert. Sie bilden die Leitplanken, innerhalb derer sich Beratungsprozesse entfalten.
Berater*innen des forumZFD und K3B bringen als Mediator*innen, Supervisor*innen, systemische Berater*innen und Fachpersonen aus anderen relevanten Feldern spezifische Expertise für die Kommunale Konfliktberatung mit. Darüber hinaus bieten wir ihnen fortlaufend Möglichkeiten zur Weiterbildung. Dadurch sowie durch den kontinuierlichen Fachaustausch verfügen die Berater*innen über stets aktuelles Spezialwissen zu den besonderen Anforderungen und Herausforderungen von Konfliktbearbeitung in Kommunen. Sie bleiben so auf dem aktuellen Stand zu Standards und Weiterentwicklung der Kommunalen Konfliktberatung.
Um die Qualität des Ansatzes zu sichern, arbeiten beide Trägerorganisationen an einer stetigen Weiterentwicklung, die sowohl die Praxiserfahrungen als auch neue gesellschaftliche Herausforderungen für Kommunen im Blick behält und systematisch aufarbeitet. Dazu kooperieren wir auch mit Partner*innen aus der Wissenschaft.
Die Wissenschaftliche Begleitung
Wir entwickeln die Kommunale Konfliktberatung kontinuierlich weiter und sichern die Qualität unserer Beratungsarbeit auch in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Aktuelle Begleitforschung widmet sich unter anderem der Frage nach der Funktionsweise von Kommunaler Konfliktberatung (Universität Augsburg), der Frage nach emotionalen Konfliktdynamiken in urbanen Räumen (Forschungsverbund Lokonet) und dem Zusammenhang zwischen lokalen Konfliktdynamiken und lokaler Demokratie (Institut für demokratische Kultur, Hochschule Magdeburg-Stendal; Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaft, Speyer)
Die beiden Trägerorganisationen kooperieren seit 2023 eng mit der neugegründeten Konfliktakademie der Universität Bielefeld ConflictA zur Entwicklung eines Qualifizierungsangebots und von innovativen Beratungsansätzen.
Als Trägerorganisationen entwickeln wir gemeinsam Standards der Wirkungserfassung und Qualitätssicherung der Kommunalen Konfliktberatung.
Unsere Kernkompetenzen
In der Kommunalen Konfliktberatung setzen wir auf den Einsatz von erfahrenen Expert*innen. Diese bringen Kompetenzen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen mit:
- Gewaltfreie Kommunikation
- Systemische Beratung
- Systemisches Coaching
- Supervision
- Mediation
- Konflikttransformation
- Organisationsentwicklung
- Friedens- und Konfliktarbeit
- Prozessbegleitung
- Moderation
- Rassismuskritik/Antidiskriminierung