Aus der Praxis

Im Hinblick auf den sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandel stehen Gemeinden, Städte und Landkreise in Deutschland vor besonderen Herausforderungen. Das betrifft beispielsweise:

Es entstehen Spannungen und teils werden bestehende Konfliktlagen zugespitzt. Es gilt, geeignete Antworten auf ungeklärte Fragen zu finden.

Mit dem erprobten Ansatz der Kommunalen Konfliktberatung (KKB) begleiten wir lokale Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung dabei, die komplexe Gemengelage lokaler Konflikte zu entwirren, Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen herauszuarbeiten, die Wirkung (oder fehlende Wirkung) jeweiliger Lösungsansätze zu verstehen und weitere zu entwickeln.

Kommunale Konfliktberatung unterstützt dabei, lokal angepasste Maßnahmen und Lösungsansätze zu erarbeiten, nachhaltige Strukturen im Umgang mit Konflikten zu entwickeln und schwierige Situationen in lösungsorientierte Prozesse umzuleiten.

Beispiele aus der Praxis

Die beiden Trägerorganisationen, forumZFD und K3B, haben bereits zahlreiche Beratungsprozesse in verschiedenen deutschen Kommunen – vom Dorf bis zur Millionen-Metropole. An vielen Orten haben sich dadurch ein konstruktiver Umgang mit Konflikten und nachhaltige Strukturen zu deren Bearbeitung etabliert. Einige Beispiele sind:

Ludwigslust

Die Kleinstadt Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern muss rund um das Jahr 2015 mit einer Reihe von Entwicklungen fertig werden: Wegzug von jungen Fachkräften, Unterbringung, Versorgung und Integration von Geflüchteten, Rechtsruck und Fremdenfeindlichkeit.

Das Beratungsteam des forumZFD stellt in seiner Analyse fest, dass verschiedene Konfliktlinien den Umgang mit diesen Herausforderungen erschweren: zwischen Alteingesessenen und Migrant*innen, zwischen Politik und Verwaltung, zwischen Landkreis und Kommune. Im Rahmen eines rund dreijährigen Beratungsprozesses gelingt es zahlreiche Gesprächskanäle zu etablieren und Vorurteile zu überwinden.

Auf diese Weise sind in Ludwigslust viele Orte der Begegnung und Vielfalt entstanden. Die Institutionen arbeiten jetzt viel proaktiver zusammen. Verwaltung und Politik, Alteingesessene und Migrant*innen arbeiten gemeinsam an einer gelingenden Integration.

 

„Die Konfliktberaterin hat früh erkannt, dass wir neben einer Betrachtung der Metaebene auch ganz praktische Hilfe brauchen: beim Organisieren der Ansprache von Geflüchteten, beim Zusammenführen von Menschen oder bei der Entwicklung von Methoden, um die unterschiedlichen Sichtweisen zueinander zu führen. Das hat uns sehr geholfen.“

Hildesheim

In der Hildesheimer Nordstadt stellt sich 2016 heraus, dass der Imam einer lokalen Moschee Salafisten-Prediger ist. Nach einem öffent­lichkeits­wirksamen Großeinsatz der Polizei geht ein Riss durch das Viertel. Muslim*innen sehen sich einem General­verdacht ausgesetzt. Verunsicherung und Sprach­losigkeit machen sich breit. Das Beratungsteam des forumZFD bringt Vertreter*innen der muslimischen Communities mit lokalen Entschei­dungs­träger*innen an einen Tisch. Gemeinsam erörtern diese, was im Viertel schief­gelaufen ist – auch vor der Erstürmung der Moschee – und entwickeln Handlungs­felder für ein besseres Miteinander in der Zukunft. Durch regelmäßige Dialog­formate verbessert sich die Beziehung zwischen muslimischer Community und Stadt­verwaltung erkennbar. Das Vertrauen auf beiden Seiten wächst.

„Zusammenleben und Sprachlosigkeit passen nicht zueinander. Eines der Ziele der Beratung war, dass wir viel offener miteinander sprechen. Das war lange Zeit nicht Alltag. Wir arbeiten jeden Tag daran, dass diese Praxis ein Stück weit normaler wird.“

Hohe Börde

Die Hohe Börde ist eine ländliche Gemeinde in Sachsen-Anhalt. Strukturelle Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben die Entscheidungs­mechanismen innerhalb der 14 Ortschaften verändert. Die Beratung konzentriert sich auf den Austausch zwischen Verwaltungs­mitarbeiten­den und Ortsbürger­meister*innen. Kommunale Konfliktberatung trägt dazu bei, die Nachwirkungen der strukturellen Veränderungen auf kommunaler Ebene sichtbar und bearbeitbar zu machen. Der Prozess ist Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Begegnungs- und Austausch­formate. Beispiels­weise wird zwischen Ortsbürger­meister*innen und Bürgermeisterin der Einheits­gemeinde ein rotierender Stammtisch etabliert. (Bericht zum Beratungsprozess)

„Konflikte sind ein wichtiger und normaler Bestandteil zwischenmenschlicher Beziehungen. Sie entstehen, wo Menschen oder Gruppen mit unterschiedlichen Einschätzungen, Interessen oder Vorgehensweisen aufeinandertreffen.“

Stadt Weißenfels

Weißenfels ist eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Im Viertel Neustadt sorgen verschiedene Entwicklungen für Spannungen: Im Viertel lassen sich viele Arbeits­migrant*innen für kurzzeitige Arbeits­verhältnisse nieder. Die Mieten in der Neustadt sind gering – viele Familien sind auf Unterstützung angewiesen. Immobilien­spekulant*innen haben ganze Straßen­zeuge aufgekauft und lassen Häuser verfallen. Im Rahmen des Beratungs­prozesses schaffen es die Beteiligten, die als belastend empfundene Situation zu besprechen. Es wird sichtbar, welche Blockaden zwischen verschiedenen Akteuren einer Verbesserung der Situation entgegen­stehen. Das Beratungsteam sucht in Weißenfels gemeinsam mit engagierten Akteuren nach Wegen, um deren Handlungs­spielräume zu erkennen und zu nutzen. So wird ein konstruktives und angstfreies Miteinander möglich.

„Der Bearbeitungsprozess wird gemeinsam und fortwährend auf Wirksamkeit, Machbarkeit und auf seine Auswirkungen auf das Konfliktsystem hin überprüft und angepasst.”

Gemeinde Grambek

Das Dorf Grambek in Schleswig-Holstein wird von zwei Wähler­gruppen geprägt, zwischen denen es immer wieder zu Auseinander­setzungen kommt. Auf der einen Seite eine Gruppe, die sich als altein­gesessen empfindet und es gewohnt ist, über die Geschicke im Ort zu bestimmen. Auf der anderen Seite die Gruppe, die sich in den vergangenen Jahr­zehnten im Ort niedergelassen hat und Mitbestimmung einfordern. Zwischen beiden Gruppen kommt es zu verhärteten Fronten. Darunter leidet die Arbeit der Kommunal­politik. Ein Beratungsteam führt im Ort zunächst zahlreiche Hintergrund­gespräche und lernt dabei die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Gruppen kennen. Die Konflikt­berater*innen diskutieren ihre Erkennt­nisse mit den zentralen Beteiligten des Dorfes. Darauf aufbauend werden konkrete Schritte ausgearbeitet, um das Miteinander in Grambek zu verbessern.

„In der Gemeinde Grambek (Schleswig-Holstein) beeinträchtigten heftige Auseinandersetzungen zwischen zwei Wählergemeinschaften die Kommunalpolitik. Ein vertieftes Verständnis der Konfliktdynamiken hat es beiden Seiten ermöglicht, konkrete Schritte zur Verbesserung des Miteinanders zu vereinbaren.“

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